Eines meiner zwei geplanten Cosplays für den Winter war Sansa Stark, aber noch viel länger wollte ich eigentlich Anna cosplayen. Ursprünglich hatte ich Annas Ballkleid mit dem grün gestreiften Rock geplant, dann wollte ich sie jedoch für den Winter machen und entschied mich für eines ihrer Kleider mit ähnlicher Korsage (mit dem Plan im Hinterkopf, die gleiche Korsage für beide Outfits zu verwenden, auch wenn die Stickerei nicht ganz übereinstimmt) und dem schönen blauen Rock. Für den Sommer wäre es wohl zu warm… Diese Version von Anna jedenfalls bestand aus dem blauen Rock, der schwarzen bestickten Korsage, einem hellblauen langärmligen Oberteil, Stiefeln und einem bodenlangen Umhang.

Gestartet habe ich mit der Korsage. Hierfür kaufte ich mir einen schwarzen Samt als Außenstoff, einen goldenen Lackstoff für die Ränder und verwendete zwei Schichten schwarze Baumwolle als Zwischenschicht und Futter. Außerdem brauchte es noch Stickgarn in Grün, Pink, Lila und hellem Gelb und natürlich Stäbchen. Mein Korsagenschnittmuster bestand aus 4 Teilen und war eigentlich so aufgebaut wie das meines Poro Bodys, bloß ohne den Slip Teil und bereits mit 1-2cm weniger Stoff in der oberen Mitte (da ich bei dem alten Schnittmuster feststellen musste, dass sich an dieser Stelle zu viel Stoff befand). Außerdem bekam diese Korsage eine spitz zulaufende Unterkante und ich versuchte, sie weniger kurvig und eher schlicht, gerade zu gestalten um zu unterstreichen, dass sie im Film auch eher kindlich ist und kein Fokus auf ihrem Körper liegt. Mir ist wohl bewusst, dass Anna bei diesem Outfit eigentlich Träger an der Korsage hat, ich entschied mich jedoch aus zeitlichen Gründen, diese wegzulassen und höchstens im Nachhinein reversibel anzubringen, immer im Hinterkopf, dass ich die Korsage ja auch gerne im Sommer mit ihrem Ballkleid tragen würde. Die Reihenfolge bei der Konstruktion war die Folgende:

1. nachdem alle Schichten für sich ausgeschnitten und zusammen genäht waren, verband ich den Samt mit der Zwischenschicht im Nahtschatten mit ein paar Handstichen, um ein unsichtbares Flat Lining zu erzeugen oder zumindest etwas in der Art. Dennoch musste ich auch auf der Vorderseite des Stoffes das zu stickende Muster sehen, das ich mir deshalb mit Kreidemarkern vorsichtig auf den Samt malte. Dieses Muster versuchte ich nun so gut wie möglich nachzusticken. Dafür habe ich etwa 2 Tage gebraucht, was wesentlich schneller war als erwartet.

2. Die Zwischenschicht brauchte jetzt die Tunnelzüge für die Stäbchen, wofür ich per Hand Bänder auf die Nahtzugaben und die vordere Mitte aufnähte, damit von Außen nichts zu sehen war. Da sowieso an beiden Kanten goldenes Binding angebracht wurde, nähte ich nur die Rückenkanten rechts auf rechts zusammen, sodass ich nach dem Drehen einen glatten Abschluss hatte, an dem ich noch zwei Bahnen für Stäbchen absteppen konnte. Die Stofflagen, die nun links auf links aufeinander lagen, konnte ich mit einer kleinen Nahtzugabe an der Unterkante aufeinander nähen, bevor ich die abgerundeten Stäbchen einschob und auch die Oberkante zunähte.

3. Für die goldenen Ränder schnitt ich mir Streifen zu, die so lang waren wie die Strecke der vorderen Mitte bis zum hinteren Rand, inklusive Nahtzugabe, und drei mal so breit wie das Band am Ende hätte sein sollen. Einfach anzubringen war es sicherlich nicht, zumindest nicht in den Spitzen. Ich nähte zuerst je die rechten und linken Bänder der oberen und der unteren Kante in einem Zickzack Muster aneinander, sodass sie sich von sich aus dem spitzen und dem stumpfen Winkel der Korsagenmitte anpassten. Das machte bloß das Annähen schwer. Ich hatte im Vorfeld eine Linie markiert, auf der ich das Band annähen wollte, um am Ende die richtige Breite zu erhalten und die Kanten von Band und Korsage aneinander legen zu können. Dann tat ich einfach mein Bestes, es wie eine Art Schrägband rings herum anzunähen, bevor ich es über die Korsagenkante stülpte und von innen mit der Hand fixierte. Einen kleinen Fehler hatte ich zwar gemacht, aber vielleicht würde ich diesen in Zukunft mit einer kleinen Brosche oder Ähnlichem verdecken.

Man erkennt, dass die Spitze nicht ganz mittig angenäht ist, aber nachdem das wirklich furchtbar ging, wollte ich es nicht noch einmal versuchen.

4. Jetzt musste ich nur noch Ösen einschlagen und ein Band zum Schnüren hindurchfädeln, dessen Enden ich mithilfe von Elektriker-Schrumpfschlauch eingefasst hatte, sodass ich es ganz ohne der Hilfe von Nadeln durch die Ösen fädeln konnte. Außerdem dachte ich mir, dass Anna überhaupt nicht sexy wirken soll, und nähte deshalb zusätzlich ein versäubertes Rechteck aus Samt hinten an die Rückenkante einer Seite an, um die Schnürung nicht auf nackter Haut (oder wie hier auf ihrem blauen Oberteil) verlaufen zu lassen, sondern auf diesem Stoff. Ich kenne so etwas unter dem Begriff Modesty Panel, zu Deutsch könnte man es wohl Sichtblende nennen. Damit wäre die Korsage fertig.

Als nächstes folgt der Rock. Hierfür brauchte ich zugegebenermaßen gleich zwei Anläufe.

Für den ersten Anlauf meines Rockes hatte ich eine günstige dunkelblaue Baumwolle gekauft, gleich 7 Meter oder so, weil ich ein Tardis Kleid, einen Tardis Rock und ein Alice Cosplay daraus nähen wollte. Als ich dann jedoch mit Anna angefangen hatte, dachte ich, warum nicht verwenden, was man eh schon Zuhause hat. Mein Plan für ihren Rock war, ein großes Rechteck zu nähen, welches dann mithilfe von 4 großen Kellerfalten etwas mehr in eine Rock-Form bringen wollte. Nun ja… es hat überhaupt nicht funktioniert. Der eigentlich in Falten gepackte Stoff war viel zu voluminös und beulte den Rock aus, aber unten kam nicht genug Volumen und argh! Naja, zu dem Zeitpunkt habe ich diesen Rock dann aufgegeben, ihn bloß gerafft und als normalen Rock getragen. Später wird er hoffentlich noch zu meinem geplanten Tardis Rock umfunktioniert. Da die ganze Rock Misere auch an der Qualität des Stoffes lag, entschied ich mich, nicht noch einen Versuch damit zu starten. Stattdessen entschloss ich mich, den dunkelblauen Leinenstoff, den ich eigentlich für meinen mittelalterlichen Kirtle verwenden wollte, für Annas Rock zu opfern. Dieses Mal aber mit einem Half Circle Skirt als Grundschnitt. Dabei war der ausgeschnittene Taillenumfang einige Zentimeter weiter als meiner, damit ich trotzdem noch zwei kleine Falten legen konnte, und die Länge reichte mir bis kurz oberhalb der Knöchel. Ich schnitt zwei mal das Schnittmuster des Rockes aus, das ich an den Kanten verband

Der Verschluss des Rockes bestand aus einem Reißverschluss, der bis in das Taillenband hinein ging. Der weitaus aufwendigere Teil des Rockes waren die per Hand aufgemalten Muster rings um den Saum herum. Dafür erstellte ich mir eine Schablone aus Papier und begann, am hinteren Rockteil das Muster grob aufzuzeichnen, führte es einmal rings herum und sorgte so dafür, dass die weniger ebenmäßige Stelle des Zusammentreffens möglichst wenig prominent war. Zum Bemalen nutzte ich weiche, flache Pinsel und Textilfarbe für schwarze Stoffe, mixte aber für mehr Farbbrillianz zu jeder Farbe auch etwas Weiß hinzu. Außerdem bekam jedes Muster eine doppelte Farbschicht, denn obwohl die Farben für schwarze Stoffe angepriesen wurden, verschwanden sie regelrecht auf dem dunklen Stoff.

Ebenfalls angemalt wurden Annas Stiefel. Hierfür verwendete ich ein altes Paar, bei dem ich zuerst abgenutzte Stellen und braune Details mit Acrylfarbe schwarz anmalte und über Nacht testete, ob die Farbe überhaupt auf den Schuhen hielt. Am nächsten Tag malte ich dann mit pinker Acrylfarbe die Sohlen und Absätze an und verzierte die Schuhe mit Schnörkeln aus goldener Acrylfarbe. Auch hier verwendete ich zwei bis drei dicke Schichten, um die Farben leuchten zu lassen. Nach dem Trocknen mussten meine Farben auf dem Rock außerdem noch mit den Bügeleisen fixiert werden, dabei habe ich immer ein Handtuch zwischengelegt, und dann war der Rock fertig.

Für Annas hellblaues Oberteil entschied ich mich, einen Jersey Rollkragen Pulli zu nähen, nachdem das und eine Bluse zur Debatte stand. Mein Stoff dafür war ein altes Spannbettlaken, mein Schnittmuster einer meiner eigenen Pullis. Der Kragen wurde aus einer doppelten Stoffschicht und mit der Overlock angenäht, die Ärmel liefen recht gerade zu und wurden mit Falten in die eng sitzenden Manschetten genäht. Ursprünglich wollte ich den Pulli mit türkisen Stickereien verzieren, jedoch lief das nicht so wie geplant und deshalb beließ ich ihn schlicht, bis mir eine gute Möglichkeit zur Verzierung einfallen würde.

Als letztes fehlte noch der Umhang, für den ich 3m magentafarbene Baumwoll Webware bestellt hatte, allerdings brauchte ich davon letztlich nur etwas mehr als einen. Für den kurzen Teil des Capes zeichnete ich mir die Rundungen der Schultern von einem Pulli ab, einmal durchgängig von Schulter zu Schulter, einmal mit einer Abrundung zum Kragen. Dieser hatte ein sehr ähnliches Schnittmuster wie der Kragen des Pullis. Den kurzen Teil des Capes fütterte ich außerdem mit einer etwas dunkleren Baumwolle. Der lange Teil des Capes bestand einfach aus einem unten abgerundeten Trapez und wurde an der Oberkante in etwa der Rundung des Kragens angepasst und mit ein paar Falten auch auf die richtige Breite gebracht. Hätte ich genug dunklere Baumwolle gehabt, so wäre es sicher ideal gewesen, auch diesen Teil zu füttern. Nun musste auch das Cape bemalt werden, wobei ich genau gleich vorging wie beim Rock. Im Nachhinein fand ich meinen Lila Ton etwas zu dunkel für die gemalten Details, aber noch einmal neu wollte ich es auch nicht machen! Die beiden Capes wurden an der Kragenkante aufeinander fixiert, bevor der Kragen angenäht wurde. Bei diesem wurden zuerst die beiden Schnittteile rechts auf rechts entlang der abgerundeten Seite verbunden (1cm unvernäht lassen!), die Nahtzugaben eingeschnitten und das ganze gewendet, bevor der äußere Teil auf die Capes genäht wurde. Sämtliche Nahtzugaben werden nun in den Kragen gefaltet, ebenso die des inneren Kragen Teiles, welches dann per Hand zugenäht wurde. Der Verschluss des Capes bestand aus einem großen Ösen-Haken-System, das in zwei Herzen aus Fimo hinein modelliert wurde. Ebenso erging es zwei länglichen Perlen, um die Herzen nach dem Backen und dem silbern Anmalen noch an das Cape nähen zu können. Dieses Konstrukt hielt für ein zwei Fototermine, die Perlen brachen jedoch schnell heraus, sodass ich die Herzen letztlich einfach mit Heißkleber befestigte. Es war schließlich nur ein Cosplay und keine Alltagskleidung! Jetzt fehlten nur noch die Bommeln. Leider hatte ich nicht das Glück, eine farblich und größentechnisch passende Bommelborte zu finden, deshalb wollte ich jede Bommel einzeln basteln. Und das dauert… und dauert… Ich habe noch immer nicht alle fertig, aber wenn das irgendwann der Fall sein wird, dann würde ich sie einzeln annähen. Irgendwann.

Edit: über 2 Jahre später hat das Cosplay immer noch keine Bommeln (und wenn ich ehrlich bin, wird es die wohl auch nicht mehr kriegen), stattdessen habe ich die bereits bemalten Ränder des Capes noch mit Pailletten verziert. Ist auch schön!

Um Annas Perücke zu frisieren, schnitt ich aus meiner weißblonden Langhaarigen eine kleine Strähne hinaus und versuchte, sie mit Heißkleber auf einen dünnen Streifen Stoff zu kleben. Das war schwerer als gedacht, denn alle Haare, die nicht im direkten Kontakt mit dem Kleber waren, ließen sich wieder heraus ziehen. Das heißt, aus einer Mini Strähne wurde eine riesen Arbeit, weil ich quasi immer nur 20 Haare am Stück aufkleben konnte. Das hat dann aber wenigstens gehalten. Durch den Stoffstreifen als Basis konnte ich die Strähne dann per Hand in die Perücke nähen, allerdings sah man danach schon eine nicht unauffällige Beule an der Stelle des Klebers. Die Basis Perücke war eine ganz normale nicht Lace Front rotbraune Perücke mit Pony, der ich dann zwei Zöpfe flocht, möglichst so, dass man die weiße Strähne gut sah. Leider war es auch bei dieser Perücke so, dass aufgrund fehlender Haarkämme in der Perücke das ganze nicht so gut auf dem Kopf hielt.

Nun, da ich Anna nicht wie geplant im Österreich Urlaub im Schnee shooten konnte, wählte ich eine eher frühlingshaftere Kulisse: meinen Garten. Da besuchte mich auch meine Katze gerne mal, während ich im grünen Gras saß oder in den blühenden Sträuchern stand. Auch ohne Winterlandschaft kamen richtig schöne Bilder dabei raus! Und ich freue mich schon, wenn ich irgendwann einmal mit einem Kristoff oder einer Elsa zusammen Fotos machen kann!
~Alina