Eine kleine Zeitreise

Seit Anfang des Jahres 2019 habe ich Cosplay als Hobby für mich entdeckt. Klar, Kostüme habe ich davor auch schon gehabt und gemacht, aber ich hatte das nie wirklich als Cosplay bezeichnet. Teils auch, weil ich nur Anime bzw Manga Cosplays kannte und mir gar nicht in den Sinn kam, ich könnte auch aus Filmen, Serien oder Videospielen Charaktere cosplayen. Als kleines Kind schon fand ich Fasching und Halloween eigentlich nur wegen der Kostüme toll und hatte schon länger versucht, aus Materialien, die wir vorrätig hatten, Kostüme zu basteln. Das endete dann leider in zerschnittenen Kleidungsstücken, mit Heißkleber wieder irgendwie zu einem Hexenkleid zusammengeklebt, das meine arme Oma dann versucht hatte, mit der Nähmaschine zu retten – und sich diverse Nadeln damit kaputt gemacht hatte.

Dann kam die Zeit, in der ich mir Kostüme nur auf dem Papier ausgedacht oder im Fernsehen bewundert habe, mit dem großen Wunsch, eines fernen Tages ein solches Outfit zu besitzen. Hier und da entstanden aus einer Kombination aus Kleidung, die ich bereits besaß, Make Up und ein paar coolen Accessoires Fantasy Outfits wie eine Satyr-Dame im Wald, oder eher gruselige Totenköpfe zu Halloween. Eine Nähmaschine in der näheren Familie eröffnete mir schließlich die Möglichkeit, mich zum ersten Mal daran zu versuchen. Und so entstand mit einigem Ausprobieren, vielen YouTube Videos und diversen Fehlern mein erstes Kostüm (ich traue mich gar nicht, es Cosplay zu nennen, so wenig akkurat wie es war): Tauriel aus den Hobbit Filmen. Wenn, dann wurde es im entferntesten Sinn irgendeine Wald-Elbin, doch ich hatte zeitgleich ein Galadriel-Kleid für eine Freundin genäht und wollte irgendetwas passendes.

Darauf folgte mein erstes tatsächliches “Cosplay”, obwohl es derart unbekannt war, dass es von kaum jemandem als solches erkannt wurde. Eine Thabor Schuluniform, für die es lediglich zwei gemalte Charaktervorlagen gab, denn es gehörte zu einem Pen&Paper der RocketBeans. Hier war ich jedoch schon wesentlich bedachter darauf, auch kleine Details des Charakters für mein Outfit zu übernehmen, nähte das komplette Cosplay selbst – von der Jacke mit Cape über Bluse, Hose und sogar Schuh-Überzieher – und erfand auch die Schnittmuster eigenständig. Entsprechend suboptimal war das ganze zwar, doch ich war unglaublich stolz darauf.

Schnell danach nahm ich mir auch gleich ein viel größeres Projekt vor: Loki aus dem Marvel Universum, vor allem orientiert an den ersten beiden Thor Filmen. Hier kam nicht mehr nur Nähen vor, nein, ich musste auch einen großen Stab und seine ikonischen Hörner fabrizieren. Auch hier lief selbstverständlich nicht alles perfekt, doch ich lernte so viel! Außerdem nutzte ich dieses Cosplay, um meine erste Convention überhaupt zu besuchen, und ich kaufte hierfür meine allererste Perücke. Das billigste, was Amazon zu bieten hatte, doch für einen ersten Versuch war es gar nicht zu grauenvoll.

Spätestens hier war meine Leidenschaft für dieses neue Hobby so groß, meine Motivation schier unerschöpflich, dass ich noch im gleichen Jahr kurz hintereinander ein Aziraphale und ein Crowley Cosplay fabrizierte, dann eine selbst designte und mit etwas Steampunk versetzte Arielle, ein female Joker und letztlich Newt Scamander.

und nun?

Auch die folgenden Jahre hielten viele verwirklichte Cosplays für mich bereit. Mittlerweile verfüge ich über einen recht großen Vorrat an Kostümen, einer ganzen Mappe voll Ideen für Fotoshootings, die ich gerne umsetzen würde, und einen mindestens ebenso vollen Ordner voller Pläne für zukünftige Cosplays. Mal habe ich mehr Motivation für dieses Hobby, mal weniger, doch ich komme immer gerne wieder darauf zurück. Nicht nur hat es mir geholfen, meine Fertigkeiten im Bereich Nähen und Basteln zu verbessern, auch Make Up, Fotografieren, Fotobearbeiten, Posen etc. habe ich durch Cosplay gelernt oder weiter verbessern können. Es lässt mich mit Stolz darauf zurückblicken, was ich bereits geschafft habe, und gibt mir das Selbstbewusstsein, auch kompliziertere Projekte anzugehen. So bin ich weiterhin gespannt, was meine nächste Arbeit sein wird, und hoffe, in Zukunft auch öfter über den Prozess zu berichten, in Form von Fotos, Videos und Texten. Hoffentlich kann ich so dem ein oder anderen Inspiration oder eine grobe Anleitung für eigene Projekte mit auf den Weg geben.
~Alina