Game of Thrones für den Sommerurlaub

Mittlerweile ist mein Hype für Game of Thrones zwar nicht mehr so hoch wie damals beim ersten Mal Anschauen, die Kostüme aus der Serie sind aber weiterhin einfach wunderschön. Weil ich tatsächlich erst ein einziges GoT Cosplay hatte und dann noch nicht mal von meinem Lieblingscharakter über viele Staffeln, Daenerys, wurde es letzten Sommer Zeit. Endlich! Der Plan, irgendwann ihr hübsches, hellblaues Kleid mit dem goldenen Gürtel zu nähen, stand schon länger, selbst den Stoff hatte ich dafür schon besorgt. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es 5m hellblauer Polyesterchiffon. Später, bei genauerer Recherche, fiel mir zwar auf, dass das logischerweise weder die richtige Faser, noch die richtige Webart war, die Menge an Geld für einen solchen, besser passenden Seidenstoff war ich aber einfach nicht bereit auszugeben. Ich glaube, den endgültigen Entschluss, mit dem Cosplay anzufangen, fasste ich 7 Tage vor unserem Sommerurlaub – bei der Überlegung, ob und wenn ja welche Cosplays ich dort mithin nehmen wollte und mir einfiel, dass Daenerys doch perfekt passen würde. Schließlich ging das ganze doch super schnell. Eine Freundin hatte mir zu dieser Zeit noch gesagt, dass ich mich doch nicht so sehr stressen und ein neues Kostüm anfangen sollte, schließlich wollte ich gleichzeitig auch ein Oberteil zu meinem Meerjungfrauenschwanz nähen, aber ich war sicher, das zu schaffen! Ich behielt zwar recht, sie aber auch, denn es wurde am Ende wirklich nervenaufreibend. Für das Cosplay benötigte ich folgende Materialien:

  • 5m hellblauer Chiffon
  • stabiles Baumwollband ~80 cm
  • dünnes Band
  • 12 Druckknöpfe
  • 2 Haken + Ösen
  • 2 extra Haken
  • goldene Acrylfarbe (sehr viel!)
  • Textilmedium
  • Schwamm / großer Pinsel
  • Flexbond o.ä.
  • Worbla
  • Perlen
  • platinblonde Perücke

Teil 1: das Kleid

Fangen wir aber mal ganz von vorne an: mit dem Stoff. Mein hellblauer Chiffon gefiel mir nach wie vor gut, doch es gab einen wesentlichen Unterschied zu dem originalen Kostüm. Goldene Details, überall. Die sollten für sich genommen kein Problem sein, mein Plan war es, sie einfach mit einem Schwämmchen und Acrylfarbe, die ich mit Textilmedium angerührt hatte, aufzutupfen. Wenn man aber gleich 500 x 150 cm damit füllen soll, sieht das gleich anders aus. Ich verbrachte also etliche Stunden damit, in meinem Wohnzimmer auf dem Boden zu knien und Stoff zu betupfen, immer zwischendurch mit einem Föhn beim Trocknen nachzuhelfen und das alles im Hochsommer & im Dachgeschoss. Meine eigentlich gar nicht so dumme Idee, eine riesige Plastikfolie unterzulegen, die ich von meiner Matratze übrig hatte, erwies sich letztlich als das einzige Problem an der Sache, denn die angetrocknete Farbe löste sich von Zeit zu Zeit wieder von der Folie ab und blieb dann von hinten an dem Stoff kleben, was nicht ganz so hübsch war. Abgesehen davon lief das aber super!

Als nächstes musste ich aus den 5 laufenden Metern ein Kleid basteln. Dabei sah mein Plan wie folgt aus:
–> einen schönen, fluffigen Rock nähen; Waistband nicht sonderlich relevant, es kommt ja noch ein Gürtel
–> zwei Rechtecke mit Falten jeweils oben und unten als Bustier
–> ein bodenlanges und 150 cm breites Rechteck für den Umhang
Wenn man sich die Maße vorher überlegt, kann man auch mit der Richtung der Flecken flexibeler einteilen, also einzelne Schnittteile um 90° drehen. Zumindest bei diesem Stoff fiel das auch mit geänderter Orientierung auf dem Stoff farblich gar nicht auf. Das Schnittmuster selbst war dann nicht schwer, zuerst bestimmte ich die Länge des Umhangs von dem Schultern bis zum Boden plus ein paar wenige Zentimeter für Nahtzugabe und einen leichten Schleppen-Effekt. Die Brustteile wurden ausgeschnitten mit den Maßen der halben Stoffbreite und der Länge meiner Taille bis über die Brust kurz vor die Schulterhöhe. Alles, was dann übrig blieb, wurde möglichst effizient in den Rock weiterverarbeitet. Für diesen nähte ich alle Teile mithilfe von französischen Nähten zusammen und versäuberte die Unterkante mit einem kleinen 0.4 bis 0.6 cm breiten Rollsaum, bevor ich mit zwei Stichreihen die Oberkante auf meine Taillenbreite raffte. Die zwei Oberteils-Rechtecke erhielten den gleichen Rollsaum an den beiden Seitenkanten, dann maß ich die Strecke, die am Ende vorne das Oberteil mit dem Rock verbanden und raffte sie entsprechend.

Um das ganze schon halbwegs anprobieren zu können und auch für mehr Stabilität im Endprodukt nähte ich nun Rock und Oberteil an ein stabiles Baumwollband, das am Ende nur auf der Innenseite des Kostüms zu sehen sein sollte. Mithilfe dessen konnte ich die endgültige Länge des Oberteils auch besser bestimmen. Der Rock blieb an einer Naht etwa 25 cm offen, um ihn anziehen zu können, und dieser Schlitz wurde nur mit zwei Haken und Ösen am Taillenband geschlossen. Bei der Menge an Stoff und Falten verschwand er sowieso schnell. An der Schulternaht wollte ich das Oberteil lieber in ordentliche Falten legen anstatt es zu raffen, damit es nicht zu voluminös aussah. Hier probierte ich einfach so lange herum, bis es mir gefiel.

Das Cape war gleichzeitig auch das einzige Schnittteil, das den Rücken verdeckte und ein Gegengewicht bot. 3 der 4 Außenkanten bekamen maschinell einen Rollsaum, nur die Oberkante wurde mit einem V-Ausschnitt versehen, der per Hand umgeschlagen werden musste. Der nicht extra ausgeschnittene Stoff wurde, genau wie das Oberteil, in Falten gelegt. An dieser Stelle musste ich mich entscheiden, ob ich das Kostüm einfach mit Heißkleber aneinanderkleben wollte, oder mir doch die Möglichkeit offenhalten, es einmal waschen zu können. Ich entschied mich für die zeitintensivere Variante, die nun rohen, in Falten gelegten Kanten mit einem hauchdünnen Band einzuschlagen und mit je 3 Druckknöpfen zu versehen, um sie jederzeit an die goldenen Schulterplatten anbringen oder abknöpfen zu können.

Zu guter Letzt musste ich bloß noch aus einem schmalen Reststreifen ein auch von außen hübsches Waistband nähen, das ich über die rohen Kanten von Rock und Oberteil per Hand annähen konnte, um diese zu verstecken und vor Ausfransen zu schützen. Das Gewicht des Rocks zieht diesen übrigens ganz schön herunter und weil er nur vorne hochgezogen wird, hängt er etwas schräg, das gefällt mir aber sogar.

Teil 2: Schultern und Gürtel

Als nächstes folgten Gürtel und Schulterplatten, die ich aus schwarzem Worbla herstellen wollte. Zum Glück habe ich mich dagegen entschieden, das Worbla doppelt zu legen, denn dann hätte ich es noch schwerer gehabt, alles auszuschneiden. Ich dachte ja noch, die größte Komplikation an diesen Kostümteilen wäre die Erstellung des Musters, doch dafür ließ sich zum Glück eine Vorlage im Internet finden. Erheblich schlimmer war es, die ganzen feinen Details mit dem Skalpell auszuschneiden. Die Idee, das sollte doch besser funktionieren, wenn das Worbla heiß und formbar ist, war schnell wieder verworfen, denn das bedeutete, es klebte am Skalpell fest, verzog sich komplett und riss zum Teil sogar ein. Nein, stattdessen beließ ich es in seiner kalten, stabilen Form und schnitt alles mit Gewalt aus. Das ging mir wirklich auf die Fingergelenke!

Die zwei Hälften des Gürtels konnte ich zusammenkleben, indem ich die Mitten mit dem Heißluftföhn heiß und klebrig gemacht und fest aneinander gedrückt habe, danach wurde es noch zur Sicherheit von hinten mit einem Streifen Worbla verstärkt. Die Schultern habe ich ebenfalls mit dem Heißluftföhn und meiner Schneiderpuppe abgerundet, dann musste alles nur noch mit Flexbond geprimt und golden angemalt werden. Mithilfe eines Bandes und der Löcher im Gürtel kann man diesen nun schnüren. Die Druckknöpfe für die Befestigung der Schulterplatten am Kleid habe ich auf ein schmales Satinband genäht und dieses mit viel Heißkleber an das Worbla geklebt, bis jetzt hat es gehalten. Dieses organische Muster, das mich sehr an Wraith Technologie aus Star Gate erinnert, gefällt mir richtig gut!

Dann fehlte nur noch ein kleines Detail: die zwei Ketten, die von ihrem Gürtel herabhängen. Zu dem Zeitpunkt war mir wirklich die Zeit knapp geworden, also nahm ich einfach aus meinem Vorrat verschiedener Holz-, Metall- und Plastikperlen einige passende heraus, malte sie zum Teil noch etwas an und fädelte sie auf eine Schnur. Da muss ich vor dem nächsten Shooting nur noch ändern, dass das Gewicht nicht auf die unterste Perle drückt und sie schräg hängen lässt. Ansonsten bekam die Perlenschnur noch je einen Haken angebunden, so konnte ich sie ganz einfach in den Gürtel einhängen.

Teil 3: Shooting, Editing, Review

Dieses Cosplay war sehr einfach zu transportieren, angenehm zu tragen und wunderschön auf Fotos. Um keinen BH zu sehen, habe ich es einfach ohne getragen und der Stoff war meiner Meinung nach undurchsichtig genug dafür. Weil die Perücke wirklich billig ist, habe ich versucht, mit ein paar hinten zusammengebundenen Haaren mehr Form hinein zu bringen. Trotzdem musste ich in der Fotobearbeitung einige fliegende Haare entfernen. Die Szenerie bot sich meiner Meinung nach perfekt für am Himmel fliegende Drachen an und mit ein wenig Freistellen, unscharf Machen und farblich den umliegenden Büschen Anpassen sahen sie wirklich gut aus. Für das Bild, in dem Daenerys einen ihrer Drachen zu streicheln scheint, wünschte ich, ich hätte einen besseren Job im Bearbeiten gemacht, außerdem ist es im Nachhinein schade, dass ich bloß so wenige Bilder vor der schönen Blumenwand gemacht habe. Trotzdem bin ich absolut verliebt in all die wunderschönen Fotos des Tages, die mein Vater von mir geschossen hat.

Wie ich es auch bei einer YouTuberin gesehen habe, möchte ich die Kritik an meinem Projekt auf 3 Punkte zu beschränken: Nächstes Mal würde ich die Art ändern, wie ich die Perlen auf eine Schnur gefädelt habe, damit diese einfach gerade herab hängen können. Ebenfalls will ich, wenn ich das Cosplay wieder trage, eine kleine, goldene Schnur am Rücken zwischen den Schulterplatten anbringen, um zu verhindern, dass mir gelegentlich ein Träger von den Schultern rutscht. Das sind beides Dinge, die ich auch nachträglich noch verbessern kann und hoffentlich werde. Wirklich schade ist, dass an manchen der goldenen Stellen am Stoff durch die Folie von innen größere Farbreste hängen, im Großen und Ganzen fällt das aber nicht wirklich auf und ich bin sehr glücklich mit dem Cosplay!
~Alina