Die Präp-Faschingsparty (eine Faschingsfeier organisiert von der Fachschaft für Medizin) stand kurz bevor und eigentlich hatte keiner von uns richtig Lust, hinzugehen. Dann jedoch entschlossen wir uns, alle hinzugehen, und zwar verkleidet als Charaktere aus dem DC Comics Universum. Das war übrigens an einem Dienstag. Wir waren zu viert, eine von uns kaufte sich ein Batman Kostüm, einer anderen konnte ich mein Joker Kostüm leihen, für mich hatte ich noch mein bis dahin ungetragenes Mera in petto. Fehlte nur noch eines und wir hatten uns überlegt, dass Poison Ivy doch total cool wäre. Und da ich bereits einen Korsagen-Body für mein Poro Cosplay genäht hatte, dachte ich, das ginge doch sicher schnell. Meine Freundin probierte also meinen Poro Body an, damit ich sehen konnte, ob ihr dieses Schnittmuster auch passte, und obwohl sie um einiges schlanker und kleiner war als ich, passte es erstaunlich gut! Nur mein Torso war wohl doch erheblich länger als ihrer, weshalb wir beschlossen, statt einem richtigen Body einen kombinierten Zweiteiler zu machen.

  • Material:
  • 80cm grüne, feste Baumwoll-Webware
  • etwa 30x70cm Baumwoll-Jersey, gleiche Farbe
  • ca. 4m Stäbchenband 9mm Breite
  • 3m Satinband in Grün zum Schnüren
  • Fake-Efeu (eine Packung mit 10-15 Ranken reichte)
  • Ösen, ~18 Stück, inklusive Werkzeug
  • 2 Jersey Druckknöpfe
  • Heißkleber
  • Nähmaschine und Handnäh-Utensilien
  • Schnittmuster für eine Korsage + ein Slip zum Abpausen
  • außerdem: eine Strumpfhose in passendem Grün
  • Perücke in dunklem Rot-Orange

Zuerst einmal hatte ich glücklicherweise einiges an grünem Baumwolljersey auf Vorrat, der in seiner Farbe ziemlich ideal war. Passend dazu kaufte ich am nächsten Tag noch etwa 80cm sehr fester Baumwoll-Webware dazu, die sich glaube ich Köper nennt. Anstelle des Body Schnittmusters kürzte ich die Teile auf eine normale Korsagenlänge, verwendete allerdings trotzdem nicht meine normalen Korsagenmuster, da diese aus 5 bis 6 Teilen bestanden anstelle von 4, was es nur unnötig aufwendiger gemacht hätte. Außerdem verfügte mein Bodyschnitt im Gegensatz zu den anderen über einen V förmigen Rückenausschnitt – zumindest bei mir! Ich hatte damals für Poro eine Anleitung gesehen und wusste, dass die Kanten sich an ihrer unteren Spitze beim Schnüren treffen mussten, um nahtlos in den Po-Teil des Bodys überzugehen, nicht jedoch die oberen Ecken, die ich extra weit auseinander gelegt hatte. Das sollte ursprünglich dafür sorgen, dass ich mir den Body zur Not und zum besseren Sitz enger schnüren könnte. Bei Poison Ivy war es letztlich dafür gut, die Passform auch für meine Freundin passend zu machen, da das V besonders viel Spielraum beim Schnüren hatte.

die Falte zeigt die vordere Mitte, die hier gesteckte Naht geht über die Brust

Ich begann also damit, jedes Schnittteil des Korsagenparts 4 mal aus der Webware auszuschneiden (außer die vorderen Mittelteile, die wurden im Bruch zugeschnitten und deshalb nur 2 mal benötigt). Die Korsage wurde ganz regulär zusammengenäht, die Nahtzugaben etwas auseinander gebügelt, sodass ich jetzt 2 ganze Korsagen vor mir hatte, eine als Außenstoff, eine als Lining. Mein Stoff war derart stabil, dass ich sogar zwischenzeitlich überlegt hatte, ob 2 Schichten dieses Stoffes nicht zu viel wären. Da ich aber sonst meist mit 3 oder mehr Schichten arbeitete, beschloss ich, dass es wohl passen würde.

Eine der beiden Lagen, die fortan als die Außenseite agieren würde, bekam nun auf die Nahtzugaben und die vordere Mitte ein Band so aufgenäht, dass es einen engen Tunnelzug für die Stäbchen bildete. Die innere Futterschicht wurde nur mit einem Zickzack-Stich über die bereits bestehenden Nähte versehen, der dafür sorgte, dass die Nahtzugaben zu beiden Seiten der Naht weggeklappt wurden und Rundungen dadurch gebügelter aussahen, als sie es tatsächlich waren. Futter- und Außenstoff-Lage wurden nun rechts auf rechts aufeinander gelegt und sowohl die Unterkante, als auch die hinteren Mitten zusammengenäht, die Oberkante blieb noch offen. Nach Zurückschneiden der beiden Ecken drehte ich nun die Korsage auf rechts, formte der Optik halber die beiden Ecken aus und steppte von oben einen letzten Tunnelzug für die Stäbchen entlang der beiden hinteren Mitten ab. Diese Naht wird sichtbar bleiben, deshalb hier etwas sauberer arbeiten.

Bevor es an die Stäbchen ging, musste ich allerdings noch die Ösen einschlagen, da das mit bereits inserierten Stäbchen eher dazu neigte, schief zu gehen. Andererseits waren mir dieses mal auch so 2 Ösen kaputt gegangen… Wie auch immer, ich wollte eigentlich den Schnüraufwand so gering wie möglich halten und entschloss mich deshalb für einen Abstand von 4cm zwischen den Ösen, bloß die oberen 3 Stück lagen näher beisammen, nämlich 3cm, um die Brust besser zu stabilisieren. Meine Ösen füge ich für gewöhnlich entweder mit dem mitgelieferten Set und einem Hammer hinzu, oder aber mit der Vario Zange (es waren Prym Ösen). Dieses Mal entschied ich mich für die Zange, um nicht so viel Krach zu machen, bereute diese Entscheidung jedoch bald aufgrund sehr schmerzender Hände.

Nichts desto trotz war es jetzt Zeit für Stäbchen. Diese wurden auf die passende Länge zugeschnitten (etwa 7mm kürzer als sie momentan in die Korsage passen würden, um die Oberkante noch verschließen zu können) und die scharfkantigen Ecken mit Schere und Schleifpapier abgerundet. Sobald die Stäbchen sich in ihren Kanälen befanden, konnte ich die Oberkante der Korsage zusammennähen. Dabei habe ich einfach knapp an den Stäbchen vorbei mit etwa 5-7mm Nahtzugabe die beiden Lagen links auf links aufeinander genäht. Eigentlich war der Plan, hier noch Reste des Jerseys wie ein Einfassband anzubringen, allerdings wurde die Kante sowieso von Efeublättern verdeckt, also wozu die Mühe. Mit diesen Schritten war ich irgendwann zwischen Mittwoch Nacht und Donnerstag Mittag fertig.

Jetzt ging es noch an den Slip Teil, für den ich mir einfach einen meiner Slips abgezeichnet und mit Nahtzugabe aus dem Jersey ausgeschnitten hatte. Einziges Problem: meine vorgesehene Schritt-Naht befand sich sehr auf Seiten des Pos, weshalb ich hier später mithilfe von Efeu kaschieren musste. Diesen Slip nähte ich ganz simpel mit der Overlock an den Seiten aneinander und schlug alle Kanten bis auf die Oberkante (Zeitersparnis, Faulheit, knapp berechnete Höhe des Bundes…) einmal nach innen um, um sie mit einem Zickzack-Stich zu fixieren. Jersey franst sowieso nicht aus, das galt lediglich der etwas schöneren Optik. Die vordere Hälfte des Slips nähte ich mit der Hand von innen (rechte Seite des Slips traf auf Futterstoff) an die Korsage, die hintere blieb frei, um das Anziehen zu ermöglichen, ohne den Slip noch weiter mit Verschlussmechanismen versehen zu müssen. Der einzige solche waren 2 Jersey Druckknöpfe, die die Schrittnaht wie bei einem gewöhnlichen Body verschließen sollten.

hier deutlich zu sehen der Brustabnäher, die Ösen und die Faulheit, sowohl den oberen Rand ordentlich zu vernähen, als auch einen grünen Faden in die Maschine einzufädeln ^^

Am Donnerstag Mittag kamen zum Glück auch die Efeu Ranken an, deren Qualität zwar wirklich traurig war, aber für den bezahlten Preis und die Dringlichkeit unserer Bestellung auch nicht anders zu erwarten. Bevor es allerdings an die beblätterung gehen konnte, wurde der Body einmal probegetragen und ich fügte noch schnell ein paar kleine Brustabnäher hinzu. Dann widmeten wir uns den Blättern: von den Ranken abschneiden, Plastik-Überschuss entfernen und mit Heißkleber direkt auf die Korsage kleben. Angefangen am oberen Rand und mit der Richtung der Blätter nach oben, arbeiteten wir uns hinab mit sich dicht überlappenden Blättern. Mit dem Kleber konnte ich allerdings nur an dem Korsagen-Teil aus Webware arbeiten, der gesamte Slip wurde per Hand mit einem Stich und direktem sicheren Verknoten pro Blatt angenäht. Dieser Arbeitsschritt alleine dauerte gefühlt genauso lange wie alles davor. Außerdem entfernte ich bei diesen Blättern auch den Plastik Strung von den Blättern, um für möglichst viel Tragekomfort zu sorgen. Bis Freitag Nachmittag nähte ich weiter fleißig Blätter an den Slip, vor allem auch um die Druckknöpfe zu verstecken. Außerdem empfohl es sich hier, die Blätter tendenziell noch enger anzubringen als am oberen Teil, da sie durch die Dehnung noch auseinander gezogen wurden. Das war auch der Grund, weshalb jedes Blatt separat angenäht und verknotet wurde: meine Befürchtung war, dass andernfalls der Faden beim Tragen riss.

zu sehen ist der hintere Teil des Slips, der gerade mit Blättern versehen wurde, vorne war schon fertig; Stand Donnerstag Nacht kurz vorm Schlafen

Freitag Abend: aus einer übrig gebliebenen Ranke, die ich in die Hälfte schnitt, machte ich noch mithilfe von Heißkleber, einer Öse für den Finger und einem größeren Kreis für den Oberarm zwei sich um die Arme windende Verzierungen. Zusammen mit grünem Make-Up, der Strumpfhose und meiner Crowley Perücke war das Kostüm damit fertig – gerade so noch, denn Freitag Abend war auch die Faschingsparty!

Ein Cosplay von Idee und Entwurf bis zur Fertigstellung in nur 4 Tagen… Ich glaube, das übertrifft sogar mein Arielle Kostüm in Sachen Schnelligkeit. Und es sah so bezaubernd an meiner Freundin aus! Bald muss ich nur mal testen, ob es mir auch passt. Ein Abenteuer wie dieses zeigte mir, dass so wenig Zeit für ein Kostüm zwar sehr stressig war, meine Fähigkeiten mittlerweile aber dafür ausreichten. Am Ende war ich sehr stolz auf meine Kreation, und das ist ja gewissermaßen das wichtigste! 🙂

~Alina

Nachtrag: ich hatte das Cosplay schließlich auch selbst getragen und Fotos gemacht, aber an mir gefiel es mir tatsächlich nicht so gut wie an meiner Freundin! Schlimm ist das jedoch nicht, denn so können wir vielleicht bald mal ein Partner Shooting machen, da ist auch etwas geplant. Ideen habe ich auf jeden Fall einige, da ist es mir auch egal, ob ich “Model” oder Fotograf bin. Der Dank für diese Bilder gilt wie so oft Moeaq! Anlass für dieses Shooting war übrigens diese tolle Rose.