Das Prinzip für den Petticoat ist sehr simpel. Drei sehr lange Streifen Organza, der oberste am kürzesten, der untere am längsten, werden gerafft und aneinander genäht, oben ein Waistband dran, das 5 mal und fertig. In der Praxis hatte ich hier schon größere Probleme. Aber alles der Reihe nach.

Meine ursprüngliche Idee war es, die untersten drei Röcke noch nicht ganz so fluffig zu nähen und nur die oberen zwei mit mehr Volumen zu versehen. Von Reihe zu Reihe wollte ich den Stoff außerdem verdoppeln, weil mir das am einfachsten erschien. Das hieße für die ersten drei Röcke also Streifen Organza mit 1,5m, 3m und 6m Länge und etwa 35 bis 40cm Breite, die anderen beiden Röcke waren von Anfang an geplant als 3m, 6m und 12m. Nachdem ich die erste Schicht genäht hatte, musste ich allerdings feststellen, dass obwohl an der Taille der Stoff sehr dicht gerafft werden musste, schon 35cm tiefer die 150cm Umfang nicht mehr ausreichten, um über meine Krinoline zu passen. So musste ich schließlich ein zusätzliches Rechteck einnähen, damit der Rock vernünftig passte, und mein Plan wurde abgeändert, sodass jeder Rock nach dem 3-6-12 Prinzip funktionierte.

An sich war es nicht schwer, eine Schicht des Petticoats zu nähen. Für das erste Rechteck verband ich 2 Streifen Organza, jeweils die komplette Stoffbreite nutzend und die vorher beschriebenen 35 bis 40cm lang. Die zweite Schicht bekam 4 solcher Stoffstreifen und die dritte 8. Mein Plan A war es, ein Nähfüschen zu nutzen, dass gleichzeitig den Stoff der einen Schicht raffen und an den der anderen Schicht nähen würde. Ich weiß nicht, ob es an der Art des Stoffes oder meiner falschen Benutzung lag, jedenfalls klappte das überhaupt nicht. Plan B, einfach zwei Reihen unverriegelt zu nähen und den Stoff per Hand auf die richtige Länge zu raffen, bevor ich ihn mit einer dritten Naht fixierte, war zwar funktional, aber unglaublich aufwendig und nervig. Viel zu spät kam mir die Idee, einen Ruffler zu kaufen, der den Stoff in Falten legen und auf der anderen Schicht fixieren würde, ähnlich wie Plan A, nur mit einem anderen Füßchen und anderen Prinzip. Das klappte auch ganz wundervoll und so konnte ich mit Plan C in der sicherlich fünffachen Geschwindigkeit die Stoffschichten aneinander nähen.

Ursprünglich wollte ich natürlich auch alles vorbildlich versäubern, jede Naht mit der Overlock und goldenem Garn auf optisch ansprechende Weise am Ausfransen hindern, aber dazu fehlten mir am Ende Zeit und Nerven. Irgendwann hole ich das hoffentlich noch nach! So hatte ich nun 4 (denn auch für die 5. Schicht war mir am Ende die Zeit zu knapp geworden) Schichten Petticoat, die jeweils an den Rückennähten geschlossen wurden, mit etwa 25 bis 30cm unvernähtem Schlitz an der oberen Kante, um sie an- und ausziehen zu können. Die drei gelben Röcke wurden jeweils auf die Länge meines Taillenumfangs gerafft und auf ein stabiles, schwarzes Baumwollband genäht, um sie mir umbinden zu können. Die dunkleren beiden bekamen ihr eigenes Band. Die Idee dahinter war, dass ich die gelben Unterröcke so für Belle nutzen konnte, ohne ein dunkles Rot unter ihrem gelben Kleid verstecken zu müssen.

Da die Petticoats einfach mit den Baumwollbändern zugebunden wurden, war ich hier auch “schon” fertig. Für einen Prozess, der eigentlich so simpel wirkte, brauchte ich dennoch etwa 4 volle Tage, für jede Schicht einen. Natürlich habe ich in diesen Tagen nicht 8 Stunden am Stück genäht, es war dennoch zeitaufwändiger als prognostiziert. Sobald ich die Nähte versäubere, auf welche Art auch immer, werde ich darüber berichten, wie es lief. Ich möchte nur abschließend betonen, wie sehr ich es mit jeder Faser meines Körpers gehasst habe, mit solchen Stoffen zu arbeiten… Dennoch war es, wenn man Geld, Gewicht und Fluffigkeit in Betracht zog, die bestmögliche Entscheidung. So schnell habe ich auf jeden Fall nicht mehr vor, neue Petticoats zu nähen!
~Alina

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