Der nächste Große Schritt in der Entstehungsgeschichte des Ballkleides war das Bemalen des Stoffes, denn von Beginn an war geplant, jedes Stoffpanel mit einem individuellen Muster zu versehen. Ein paar kleine Punkte hier, dünne Streifen dort und weil das alles sonst zu lange dauert auch noch einige “grobere” Muster. Um auf keinen Fall zu viel Arbeit ins Bemalen zu stecken, entschied ich mich schon vor diesem Prozess für ein genaues Schnittmuster und zeichnete dieses auf dem Stoff an. Dabei orientierte ich mich sehr eng an dem TV 240 Ballgown Skirt Schnittmuster, mit ein paar Alterationen:
Ich befürchtete, aufgrund meiner Petticoats erheblich mehr Volumen im Rock zu benötigen als damals ohne bei Belle. Leider habe ich mich hier etwas verschätzt, denn obwohl die Petticoats für sich genommen sehr voluminös aussahen, drückte der Oberstoff sie wieder stark zusammen, sodass ich mir die Änderungen eigentlich hätte sparen können. Das Schnittmuster empfiehlt, je nach Größe der Krinoline, 7 oder 8 Panels zu verwenden. Weil ich aber 3 Farben abwechselnd verwenden wollte, entschied ich mich für 9. Nicht mal die waren jedoch weit genug – dachte ich zumindest – und so hatte ich sie nicht nur der Länge nach erweitert, sondern auch in der Breite. Auch wenn das am Ende überflüssig war, ist es mir lieber, mein Rock ist zu weit als zu eng. Ich zeichnete also 9 dieser extra langen, extra breiten Panels auf dem Satin an, je drei pro Farbe.
Um meine schwarze Acrylfarbe etwas geeigneter für Stoff zu gestalten, mischte ich sie etwa im Verhältnis 1:1 mit Textilmedium. Das hatte zur Folge, dass sie auf dem Stoff ein klitzekleines bisschen verlief, was aber bereits ab einer geringen Entfernung nicht mehr wahrnehmbar war. Ebenfalls war das Resultat vor allem auf dem hellen Gold nicht mehr tiefschwarz, eher sehr dunkelgrün, was mich aber regelrecht freute, denn so hatte ich das ursprünglich geplant gehabt und nur aufgrund schlechter Reproduzierbarkeit darauf verzichtet, Farben zu mischen. Nur auf den beiden anderen Stoffen wirkten die schwarzen Details je nach Lichteinfall heller als der umgebende Stoff, da sie matt trockneten. Ich wüsste aber nicht, wie ich das hätte besser lösen können. Dann, so war mein naiver Gedanke, musste ich nur noch schnell ein paar Muster aufmalen. Dieser Part kostete mich allerdings derart viele Stunden Arbeit, ich war entsetzt! Bei schnelleren Mustern wie den kleinen Punkten waren es vielleicht 30 Minuten pro Panel, bei meinen akkuraten dünnen Streifen oder hübschen, eng beisammen liegenden Kreisen hingegen waren es gute 4 Stunden (!!!) für ein Rockteil.
Nach viel zu langer Zeit waren nun also meine Rockteile fertig angemalt. Für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass ich den Rock jemals waschen müsste, fixierte ich nun die Farbe mit dem Bügeleisen, was gleichzeitig alles noch etwas ordentlicher und faltenfreier aussehen ließ, und versäuberte jedes Teil entlang seiner Unterkante mit einem passenden Garn und einfachen Geradstich an der Maschine, nachdem ich den Saum etwa 1,5cm umgeschlagen hatte. Idealerweise hätte ich ihn wohl doppelt umgeschlagen, doch ich hatte so schon Probleme, ihn Faltenfrei bügeln zu können… Im Anschluss daran legte ich die Einzelteile nebeneinander bis sie mir gefielen und nähte sie schließlich zusammen. Dabei versuchte ich, möglichst keine Streifen neben Streifen und Punkte neben Punkte zu platzieren, das war mir aber nicht immer möglich. Stecknadeln durften außerdem nur innerhalb der Nahtzugabe platziert werden, da diese sonst dauerhafte Löcher im Satin hinterlassen hätten. Eine der Kanten, die am Ende seitlich oder hinten liegen sollte, wurde nur soweit vernäht, dass noch von der Oberkante an ein Schlitz freiblieb, welcher es mir auch später erlaubte, wenn der Rock in Falten gelegt und in ein Waistband genäht war, ihn an- und auszuziehen.
Erneut kam das ganze nun aufs Bügelbrett, um die Nähte auseinander zu bügeln, bevor ich an jeder Naht die Markierungen für die Falten setzte. Im Nachhinein kam mir die Frage, in Anbetracht des Satinstoffes, ob ich nicht weniger Falten oder an deren Stelle nur eine Raffung hätte verwenden sollen, denn so zu 100% gefiel mir nicht, wie der Stoff dann fiel. Nun, jetzt sind sie Teil des Kleides. Ganz nach der Anleitung des Schnittmusters steckte ich nun die Falten ganz akkurat und fixierte sie von der linken Seite mit einigen Handstichen, die möglichst unsichtbar von der rechten Seite blieben.
Nun musste ich noch die Öffnung mit dem jeweils farblich passenden Garn fixieren, damit sich keine rohen Kanten zeigen würden. Bevor ich allerdings alles in das Waistband nähen konnte, brauchte ich noch den Unterrock, da dieser gleichzeitig eingenäht würde. Außerdem wollte ich den Rock noch gerne mit Kristallen versehen und etwas mehr zum Funkeln bringen. Aufgrund von Zeitmangel hatte ich das zwar noch nicht vor dem großen “Reveal” auf meiner Geburtstagsparty tun können, das ist aber noch geplant.
~Alina
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