Ich wollte unbedingt ein Winter Cosplay haben und dazu hatte ich letztlich 2 Ideen: Anna aus Frozen und Game of Thrones. Naja, eigentlich wollte ich ein Cosplay von Daenerys im Norden machen… aaaber weil ich ihre Outfits etwas arg komplex fand für meine aktuellen Fähigkeiten und auch die Stoffe mich wohl ein wenig was gekostet hätten, wenn ich denn überhaupt die richtigen fand, oder aber ich das ganze in Fertig kaufen müsste, was einfach nicht so ganz meiner Herangehensweise entspricht, habe ich mich schließlich gegen sie entschieden. Ich will irgendwann noch ein Daenerys Cosplay machen, weil ich sie von Anfang der Serie an geliebt habe, aber ich bevorzuge doch eher ihre frühen Outfits, die noch etwas mehr flowy sind oder sogar mehr Dothraki. Die Entscheidung für Sansa kam dann doch recht spontan, als ich auf Instagram einige Kostümentwürfe einer Künstlerin gesehen hatte. Zwar fand ich keine der Zeichnungen für mich passend, aber kaum hatte ich mir Details ihrer Outfits näher angesehen, stand fest: falls ich halbwegs preiswerte Stoffe finden würde und falls ich zufällig mal Zeit übrig hätte, dann könnte ich sie cosplayen. Nun ja, die richtigen Stoffe fand ich gleich ein paar Tage nach dem Entschluss, und dann hatte mich wohl einfach der Ehrgeiz gepackt und ich fing an.

Zuerst einmal kam das Kleid an sich dran. Dazu verwendete ich einen grau mellierten Sweat Stoff (leider etwas elektrisierend, aber das fiel später gar nicht mehr so sehr ins Gewicht), der in eine Richtung dehnbar war. Zwar immer etwas schwierig, aber wie so oft kaufte ich den Stoff bereits bevor ich mir das Schnittmuster konstruiert hatte. Ich versuchte einfach, mir grob vorzustellen, wie viele Meter ich brauchen könnte. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich schließlich 3 Meter, dann drapierte ich mir ein eng sitzendes Oberteil an meiner Schneiderpuppe. Ich wollte einen Princess Seam / Wiener Naht an der Brust entlang, denn das sah einfach irgendwie edler und passender aus als Brustabnäher. Drapiert habe ich aufgrund von Ressourcenknappheit trotzdem mit nicht dehnbarem Stoff und habe am Ende einfach keine extra Nahtzugabe angerechnet. Zumindest an den Rändern, in deren Richtung auch der Stretch des Soffes verläuft. Aus irgend einem Grund wollte ich auch keine Abnäher am Rücken haben, vielleicht war das keine allzu schlaue Entscheidung, allerdings war der Sweat Stoff nicht super dehnbar und ich wollte noch viel weniger einen Reißverschluss (selbst wenn Game of Thrones eigentlich Fantasy ist, würde ich behaupten, es gibt dort keine Reißverschlüsse). Deshalb musste das Kleid irgendwie über den Kopf gezogen werden können. Um dennoch meine Taille nicht vollkommen zu kaschieren, wollte ich eine Schnürung am Rücken anbringen, die auf Taillenhöhe den Stoff am Rücken zusammenzieht. Soweit der Plan.

grober Plan für Sansas Schnitt; einige Änderungen habe ich aber noch vorgenommen, zum Beispiel die Darts am Rücken weglassen und den Rock hinten etwas länger gemacht.

Das Schnittmuster für das Oberteil war nun fertig und, wenn es auch nicht ganz perfekt war, es saß halbwegs. Es war nun ein Teil für die vordere Mitte, eines für die vordere Seite und eines für den Rücken, wobei das erste und letzte jeweils im Stoffbruch zugeschnitten werden musste, das seitliche doppelt. Den Rock habe ich nicht drapiert, sondern mir einen gewünschten Endumfang überlegt, diesen geviertelt und ein viertel für das Hinterteil verwendet. Das zweite Viertel wurde noch einmal halbiert, sodass Seitenteil und vordere Mitte jeweils ein Achtel des Gesamtumfangs in ihr Schnittmuster bekamen. Dann musste ich nur noch gerade von den Schnittteilen des Oberkörpers die gewünschte Länge messen (von meiner Taille bis zum Boden plus etwa 4cm Saumzugabe, da ich nur bis zur Taille drapiert hatte) und die vorgesehene Breite senkrecht dazu anzeichnen. Kleinere Unebenheiten konnte ich später beim Versäumen immer noch ausgleichen. Je weiter der letztliche Umfang sein soll, desto mehr sollte man die Saumlinie abrunden, denn der Rock wird ja kreisähnlicher. Ich hatte außerdem noch das Schnittmuster des hinteren Teils um einige Zentimeter (vielleicht 20?) länger gezeichnet als die vorderen, um den Effekt einer kleinen Schleppe oder zumindest eines hinten auf dem Boden schleifenden Kleides zu bekommen, ohne dass ich vorne ständig darauf trat. Für die Ärmel verwendete ich mein Standard Ärmel Schnittmuster. Nun, wo ich alles Wesentliche zusammen hatte, konnte ich den Stoff ausschneiden – nur, dass er doch nicht gereicht hatte. Zumindest auf den Ersten Blick. Ich konnte mir aber ganz gut Abhilfe verschaffen, indem ich nur bei dem hinteren Teil den Rock und das Oberteil separat ausschnitt (natürlich mit extra Nahtzugabe), dann passte alles gerade so auf meinen Stoff.

Aufgrund dieser Änderung war das die erste Naht, die ich wieder schloss, und zwar nähte ich bei diesem Kleid so gut wie alles mit meiner Overlock. Die Vorteile hier: kein nerviger Zickzack Stretch Stich auf der normalen Nähmaschine, gleichzeitges Versäubern und es ging ganz einfach viel schneller. Nachdem jetzt das Hinterteil wieder vollständig war, verband ich die drei vorderen an ihren beiden Wiener Nähten und dieses Gebilde dann an den Schultern mit dem Hinterteil, natürlich lagen alle Stoffe hierbei rechts auf rechts. In das nun offen daliegende Armloch konnte ich ohne viel Probleme meinen Ärmel stecken und fest nähen, bevor ich in einem Aufwasch Ärmel- und Seitennaht verschloss. Dabei habe ich einen super Tipp gelesen: die Overlock-Fäden der beiden Enden der Ärmel-Armloch-Naht miteinander verknoten, um sie möglichst perfekt aufeinander treffen zu lassen.

hier sieht man den Kragen, der jetzt so gut wie möglich anliegt.

So, das war es mit der groben Kleidkonstruktion. Natürlich habe ich es andauernd zwischendurch anprobiert, um zu vermeiden, eine Naht zu schließen, die am Ende verhindern, dass ich es anziehen kann. Es hat soweit aber alles geklappt. Ich konnte den Saum mit der Overlock versäubern und begradigen und dann mit der Nähmaschine feststeppen. Vielleicht hätte ich mir hier lieber mehr Zeit für einen blinden Stich per Hand genommen, aber es störte nicht außerordentlich. Weil ich den Ärmeln möglichst viel Stretch lassen wollte, habe ich hier für das Topstiching einen Zickzack Stich verwendet. Jetzt ging es also noch an den Kragen: Dafür maß ich den Umfang des freigelassenen Halsloches und habe in dieser Länge auch einen langen Streifen mit abgerundeten Ecken zwei mal zugeschnitten, ihn rechts auf rechts mit einer kleinen Einlage zusammengenäht, die Rundungen eingeschnitten, gewendet und von oben abgesteppt. Diesen kleinen Stehkragen wollte ich mit der Overlock einnähen und dann ziemlich fertig sein, aber nein… 1) er stand viel zu weit von meinem Hals ab, mehr wie ein U-Boot Kragen als ein eng anliegender Rolli. Dafür war der Stoff dann einfach nicht dehnbar genug. 2) mein Kopf passte jetzt schon nur noch gerade so durch. Um den Kragen also enger anliegend zu machen, musste ich einen Schlitz in den oberen Rückenteil schneiden, versäubern (oder auch nicht, hehe) und einen Verschluss anbringen. Ich glaube, im Nachhinein hätte ich mich besser für Ösen und Haken entschieden, ich wählte jedoch eine Schnürung, die funktionierte letztlich auch recht gut. So bekam ich meinen Kopf durch und der Kragen lag halbwegs an. Weil das aber im ursprünglichen Schnitt nicht so vorgesehen war, bildeten sich kleine Beulen am Rücken. Also falls ich plane, das Kleid je ohne Umhang zu tragen, müsste ich da noch etwas ändern! Außerdem hatte ich jetzt noch zwei Rechtecke mit Einlage und etwas größeren eingeschlagenen Ösen vorbereitet, dass ich in zwei künstlich gelegte Falten am Rücken einnähte. So konnte ich auch meine Taille besser sichtbar machen.

Der nächste große Teil ihres Kostüms war der Umhang. Hierfür hatte ich einen schönen, grob gewebten grauen Stoff gefunden und da er nicht besonders breit war, kaufte ich 2x150cm –> 3m, um ihn in doppelter Breite und von meinen Schultern aus bodenlang zu meinem Umhang nähen zu können. Ich brauchte diese 3m Stoff also nur der Länge nach halbieren und die beiden Hälften 90° gedreht wieder aneinander zu nähen. Die Nahtzugaben, Ränder und den Saum habe ich dabei doppelt umgeschlagen und mit der Hand so blind wie möglich von Links fixiert. Nach dem Waschen (keine Ahnung, warum ich ihn nicht schon vor dem Nähen gewaschen hatte) bekam der Stoff außerdem noch Längsfalten, die ich sehr hübsch fand und demnach nicht rausbügelte. Aus schwarzem Kunstleder schnitt ich zwei lange Streifen aus, die ich miteinander zu einem noch Längeren verband. Idealerweise hätte ich hier einfach ein stabiles Baumwollband eingenäht und es wäre gut gewesen, hatte ich aber nicht, und so habe ich irgendeinen Murks mit Stoff versucht, der am Ende dazu führte, dass das eigentlich flache Kunstlederband fast schon rund wurde. Wenigstens konnte ich trotzdem für Stabilität sorgen, denn das Kunstleder alleine wäre dehnbar gewesen und höchstwahrscheinlich schon nach kurzer Zeit unter dem Gewicht des Umhangs gerissen. Das Lederband habe ich nun wie ein Schrägband gefaltet und mit dem sehr heftig gerafften oberen Ende des Umhangs dazwischen zugenäht. Der einzige teure “Stoff” an diesem Cosplay war das Kunstfell, wobei ich hiervon weniger als 50cm gebraucht hatte. Das habe ich nach langer Suche bei einem Shop auf Etsy bestellt und bin super glücklich mit der Qualität. Anders als mein letztes, online gekauftes Kunstfell, war dieses sehr voll und recht natürlich im Griff. Die einzelnen Fasern haben verschiedene Graustufen und sind auch recht lang. Ich bin jedenfalls sehr glücklich damit! Die Form für das Cape aus Fell habe ich möglichst rundlich gehalten und mir Schnittmuster aus dem Internet zur Orientierung hergenommen, ausgeschnitten wurde es dann mit einem Cuttermesser. Um auch am vorderen Rand keine rohen Kanten der stoffigen Unterschicht zeigen zu lassen, habe ich es dort auch noch per Hand umgeschlagen, bevor ich es – per Hand – an den Umhang annähte. Und zwar in einer Art, dass das Fell an der Innenseite des Umhangs fixiert wurde, um nahtlos auf der Schulter zu sitzen, wenn das Sinn ergibt. Für einen vernünftigen Verschluss war ich noch zu faul und habe bloß Nadeln verwendet, werde aber wohl in Kürze einfach mal einen großen Haken annähen, denn das Lederband überkreuzt einmal vor der Brust und schließt im Rücken – da sieht man also sowieso nichts!

der Umhang in voller Breite nach dem Waschen. Da hatte er sich etwas verzogen, die Falten finde ich aber gut. An der oberen Kante wird er noch sehr stark gerafft.

Der nächste Part war ihr breiter Gürtel. Ich hatte zwar herausgefunden, dass dieser vermutlich auch nur hinter dem Rücken kreuzt, bevor er auch noch vor der Brust in sehr dünner Ausführung aufeinander traf, allerdings war mir das nach dem Lederband des Umhangs etwas zu arg und ich habe einen schlichten Taillengürtel genäht. Den Schnitt fand ich mit Hilfe eines Blatt Papiers und eines Bleistifts vor meinem Spiegel heraus und mit einem Zentimeter Nahtzugabe konnte ich es auch aus dem Kunstleder ausschneiden. Ohne die Nahtzugabe jedoch schnitt ich es auch einmal aus Filz aus, um den Gürtel zu stabilisieren und etwas mehr wie echtes, dickes Leder wirken zu lassen. Die Nahtzugabe faltete ich dann um und nähte sie von oben ab, die Ecken bekamen per Hand noch ein paar fixierende Stiche und alle Rundungen schnitt ich zum besseren Flachliegen ein. Auch hier sparte ich mir bisher einen Verschluss und griff auf Nadeln zurück, das sollte ich aber wirklich ändern… Der kleine Ziergürtel obendrauf war ein einziger langer Streifen Kunstleder, dessen Längskanten wieder umgefaltet und abgesteppt wurden, dieses mal ohne Filz dazwischen. Zuletzt bekam der breite Gürtel an einer seiner unteren Ecken von innen noch einen Haken, an dem die Metallkette aufgehängt werden konnte.

Kleid, Umhang, die Basis des Gürtels und die Kette. Wer findet die Gürtelschnalle? 😉

Nun zu den drei Special Teilen des Cosplays: Die vordere Gürtelschnalle, der große Ring und der hängende Kegel. Die Schnalle versuchte ich 3D zu modellieren mit, ich sage mal, mäßigem Erfolg. Aber nachdem ein Freund sie für mich gedruckt hatte, war ich dennoch super glücklich damit, denn sie wirkte viel stabiler als ich es mit Fimo je hinbekommen hätte, und vermutlich auch wesentlich symmetrischer. Weil ich ein absoluter 3D Druck Neuling bin, feilte ich die Rillen so gut ich konnte mit einer Nagelfeile glatt (die war wenigstens stabiler als Schmirgelpapier) und verpasste dem ganzen zwei Schichten mit verdünntem Flexbond. Das erledigte seinen Job erstaunlich gut! Die beiden anderen Teile wurden aus Fimo modelliert und je ein dünner Metallring schon vor dem Backen mit eingebaut. An diesen konnte ich später die Metallkette befestigen. Alle drei Teile bekamen einen silbernen Anstrich mit Vallejo Airbrush Farbe (aber mit einem normalen Pinsel aufgetragen, ich liebe nur, wie diese Farbe deckt und glänzt!). Nach einer passenden Metallkette hatte ich wohl am längsten gesucht, länger als das ganze Cosplay gedauert hatte, und ich bin immer noch nicht fündig geworden. Zur Überbrückung verwendete ich eine einfache, silberne Gliederkette aus dem Baumarkt.

Als Perücke habe ich meine Standard rot-orangene Langhaar Lacefront verwendet, die ich mithilfe eines selbstgebastelten Perückenständers und einem YouTube Turorial frisiert habe. Aufgrund der Zöpfe lag sie meinem Gesicht nicht mehr sonderlich gut an, weshalb ich sie festkleben wollte, was irgendwie gar nicht gescheit funktioniert hatte… well. Weil sie etwas zu rot war, habe ich sie im Nachhinein per Fotobearbeitung orangener aussehen lassen. Die letzten Accessoires waren noch schwarze Stiefel, die ich eh schon hatte, schwarze Handschuhe (Leder oder Kunstleder und etwas mehr grau wäre besser gewesen, hatte ich aber nicht) und zwei dünne Streifen etwas helleres Kunstfell aus einer alten Jacke geschnitten, die ich an die Handschuhe gepinnt hatte, und fertig!

Insgesamt würde ich sagen, es ist eines der coolsten Cosplays, die ich jemals gemacht habe! Das Outfit schreit einfach so nach Sansa! Das Shooting war etwas schwieriger als erwartet, weil sie einfach keine besonderen Posen oder Gesichtsausdrücke hat, also musste ich immer recht neutral bleiben. Dazu kam, dass ich sie für den Winter geplant hatte… Nun, bei uns lag schon mal gar kein Schnee und mein Österreich Urlaub wurde abgesagt, deshalb konnte ich sie nicht wie geplant im Schnee shooten. Ich denke, dafür wäre das Cosplay ideal gewesen. Weil ich aber nicht ein Jahr warten wollte, bin ich letztlich einfach an unsere Stadtmauer gelaufen und dank der frühlingshaften 25°C oder so einfach halb durchgekocht ^^ Weil das Cosplay an sich so cool, das Shooting aber nur so semi war, hoffe ich auf einen bewölkten Tag demnächst, damit ich es noch einmal und mit weniger Hitze versuchen kann. Außerdem plane ich (sobald das ganze Corona Zeug rum ist) ein Partnershooting mit Jon Snow, auf das ich mich schon so sehr freue!! Und wer weiß, vielleicht bekomme ich im nächsten Winter eine Chance auf Schee-Bilder 🙂
~ Alina