Angefangen hat das ganze mit dem ersten Pen&Paper Teil “Thabor” von den RocketBeans, bei dem es um eine Bande Zauberschüler geht, die an der Zauberschule Thabor leben und einen Auftrag bekommen, der sie auf eine Reise schickt. Meiner Meinung nach sehr empfehlenswert! Und es hatte mich genug fasziniert, um danach etliche FanArts wie Memes, GIFs und Zeichnungen davon anzusehen. Schon im Intro kann man die Schuluniformen sehen, aber es gab auch noch mehr Bilder, die mehr Details zeigten, sodass ich ein paar Ressourcen parat hatte. Ein paar war in meinem Fall ganz wörtlich ein “Paar”: ich hatte zwei Bilder. Für ein normales Cosplay wäre das viel zu wenig Referenz, aber nachdem es wirklich nicht viel mehr als diese zwei ArtWorks (von offizieller Seite) gab, musste ich mich damit zufrieden geben.

Meine Art, ein Kostüm anzugehen, vor allem wenn es wie dieses an einen bestehenden Charakter angelehnt ist, besteht daraus, es zuerst einmal selbst zu skizzieren. Dabei geht es gar nicht darum, ein möglichst tolles Bild zu fabrizieren, sondern mehr darum, auf die Details zu achten und wenn nötig, Details hinzuzufügen oder wegzulassen. Außerdem nutze ich diesen Prozess, um mir schon erste Gedanken über Schnitte und notwendige Nähte, über verwendete Stoffe und Accessoires zu machen. Mit dem Croquis (also der Fashion Skizze eines nackten Körpers) bin ich zwar nicht wirklich glücklich, weil es doch sehr unrealistische Proportionen sind, aber hierfür hat es gereicht.

Es ist mit Sicherheit nicht perfekt, aber es hat mir mal einen groben Plan gegeben, den ich mir aufhängen konnte, während ich an dem Kostüm gearbeitet habe.

Diese Skizze ist ein wenig inkorrekt, vor allem was die Schuhe betrifft, denn wie ich später bei genauerem Hinsehen des Intro-Bilds erkannt habe, sollen die Schuhe nicht schwarz, sondern dunkelblau sein. Noch viel wichtiger (der Grund, weshalb ich nicht einfach schwarze Stiefel angezogen, sondern beschlossen habe, mir die Schuhe zu basteln) ist allerdings die Oberkante der Stiefel. Die ist nicht glatt, sondern hat zwei Zacken, die mich persönlich ein bisschen an Katzenohren erinnern. Ansonsten ist die Skizze für mich akkurat genug, um weiterzumachen.

Wie man sehen kann, benötigt dieses Kostüm einige goldene Knöpfe und weil ich das Budget möglichst klein halten wollte, habe ich diese dann im Internet bestellt. Für den Rest ging es ab in einen lokalen Stoffladen. Ich wusste zumindest grob, was für Stoffe ich haben wollte: einen schlichten, luftigen, weißen Stoff für die Bluse, die man sowieso kaum sieht, einen hellbraunen Suede Stoff für die Hose, ein dunkelblaues Kunstleder für die Schuhe und natürlich einen hochwertig aussehenden Stoff für den Blazor. Zusätzlich würde ich noch rote Bänder für die Details, einen Reißverschluss (die Knöpfe wollte ich nur zur Zierde haben) und Reste von braunem Kunstleder brauchen. Um aber abschätzen zu können, wie viele Meter Stoff ich kaufen sollte, brauche ich erst einmal ein Schnittmuster.

Man sieht nicht viel, aber bei dem Blazor gab es gar nicht so viel zu drappieren. Man erkennt aber das Prinzip mit den Fäden auf der Schneiderpuppe ^^

Meine Technik dafür ist es, eine Schneiderpuppe mit grob meinen Maßen auszustatten, das heißt in meinem Fall, die verstellbaren Teile auf mich anzupassen, und weil ich mit der Oberweite der Puppe nicht ganz glücklich war, habe ich ihr außerdem noch einen mit Socken ausgestopften BH angezogen, der schon eher meinen Kurven entspricht. Auf die Puppe habe ich dann mit billiger, neonfarbener Wolle und Stecknadeln die geplanten Nähte sowie die Außenbegrenzungen gesteckt, damit ich einen dünnen und ebenfalls günstigen Baumwollstoff darüber drappieren und trotzdem noch die Markierungen sehen konnte. Ich bin kein Profi und habe das auch noch nicht so oft gemacht, aber ich finde mit ein bisschen Übung klappt das schon. Auf YouTube gibt es etliche hilfreiche Tutorials zum Drappieren bzw. Draping, wer auch mit englischsprachigen Videos zurecht kommt. Am Ende hatte ich so ein Schnittmuster für den Blazor, das theoretisch funktionieren müsste. Für die Bluse wollte ich einen Schnitt, den ich mal für ein Kleid verwendet hatte, wiederverwenden, und bei der Hose habe ich mit eine Leggins genommen und die Umrisse nachgezeichnet, bis ich einen vernünftigen Schnitt auch dafür hatte. Das schwierigste war eigentlich das Capelet, da kann ich auch kaum Tipps geben außer durch viel Ausprobieren und Schnittvorlagen aus dem Internet irgendwann zu einem passablen Ergebnis zu kommen.

Ich hatte dann eine Vorlage für vorne (vorne-mitte) , eine für die Seite (vorne-seite) und eine für hinten. Da habe ich statt einer Naht und zwei Teilen lieber einen Abnäher gesetzt.

Leider kann ich keine Ärmel an meiner Schnittpuppe drappieren und tue mir damit auch immer ausgesprochen schwer. Deshalb hebe ich mir die auch immer bis ganz zum Schluss auf. Der Plan war, einen Blazor aus allen gezeigten Schnittteilen zu nähen, der in der Mitte mit einem teilbaren Reißverschluss geöffnet werden kann. Anschließend wollte ich noch mal eine Art Facing oder wie man es auch nennen will aus einem im Bruch gelegten Teil vorne-mitte nähen, dass dann mit den goldenen Knöpfen angebracht wird und den Reißverschluss verdeckt. Die Schnittteile für die Hose und die Bluse habe ich nicht fotografiert, aber ich denke eine Skizze zeigt ganz gut, wie die Teile prinzipiell funktionieren.

Jetzt, wo ich die Dimensionen aller Schnittteile abschätzen konnte (außer für die Schuh-Cover, aber dazu später mehr), konnte ich endlich in den Stoffladen und shoppen! Für die Bluse habe ich einen tollen leichten, weißen Stoff gefunden, ganz wie geplant, ebenso habe ich einen passenden Suede gefunden. Die Auswahl des blauen Blazor-Stoffes fiel mir wesentlich schwerer, weil ich eigentlich einen stabilen, nicht dehnbaren und edel glänzenden Stoff gesucht habe. Gefunden habe ich eine Art Satin, der die zwei letzten Punkte erfüllt hat, nicht aber den ersten, ganz im Gegenteil war er ziemlich dünn, fiel sicherlich wunderschön, hatte aber kaum Stand. Schließlich habe ich mich doch für diesen Stoff entschieden und dafür, ihn mit einer Bügeleinlage zu verstärken. Das war rückblickend vermutlich die einzige Entscheidung, die ich bereue, weil ich mit Bügeleinlagen einfach ein bisschen auf dem Kriegsfuß stehe. Dazu dann aber mehr, wenn es wirklich ans Nähen der Uniform geht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich dann außerdem dazu entschieden, dass ein Hut das ganze Outfit irgendwie besser zusammen bringen würde, also habe ich zusätzlich zu dem sehr dünnen, roten Satinband auch noch eine kleine Menge von einer breiten Variante gekauft.

hinten links ist das fast schwarze Kunstleder, rechts daneben die dünne, schwarze Bügeleinlage. Vor dieser befindet sich der Blusenstoff. Passend zu dem Blazor-Stoff links-unten und den Satin-Bändern habe ich auch Nähgarn gekauft. Den Suede habe ich zu einem späteren Zeitpunkt gekauft.

Damit sind jetzt alle Voraussetzungen geschaffen, um mit dem Nähen anfangen zu können!
~Alina

Weiter geht’s mit Teil 2

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert