Meine Erfahrungen mit UW-Fotografie bei unserem ersten Shooting

Ein Traum, den ich schon seit vielen Jahren hatte! Spätestens nachdem ich meine eigene Meerjungfrauenflosse hatte, stand für mich fest: ich will unbedingt mal ein Fotoshooting unter Wasser machen. Dabei stand ich am Ende vor etlichen Schwierigkeiten, die – anders als erwartet – nicht bloß technischer Natur waren. Meine Erfahrungen mit dem Thema, Tipps und Pläne für die Zukunft möchte ich Dir hier einmal darlegen, aufgeteilt in die Bereiche Technik, Set, Outfit, Posing und Bildbearbeitung.

Die Technik

Ich glaube, diese Frage stellt man sich zu aller erst. Mit welcher Kamera soll man die unter Wasser Fotos machen? Ich habe dazu Erfahrungen mit 3 Modellen gemacht, deren Vor- und Nachteile ich einmal kurz erläutern möchte. Denn auch wenn ich liebend gerne ein eigens dafür gedachtes Gehäuse für meine Spiegelreflexkamera hätte, vierstellige Summen wollte ich für einen Testlauf dann doch nicht ausgeben!

Unterwasser-Digitalkamera

Schon vor über 10 Jahren haben sich meine Eltern eine solche für den Schnorchel-Urlaub zugelegt. Diese ist kompakt, braucht kein zusätzliches Gehäuse und war auch nicht sonderlich teuer in der Anschaffung. Aktuell gibt es solche Kameras für zwei- bis mittlere dreistellige Beträge zu kaufen. Die Nachteile hierbei sind für mich die schlechtere Bildauflösung (kann bei neuen Kameras besser sein), kein optischer Zoom und viel weniger Einstellungsmöglichkeiten, als ich sie von einer Spiegelreflex- oder Systemkamera gewohnt bin.

GoPro

Diese ist zwar besser aufgelöst und auch explizit für Unterwasser geeignet, meiner Meinung nach bemerkt man jedoch, dass sie auf Videoaufnahmen spezialisiert ist. Für den ein oder anderen Schnappschuss ist sie durchaus zu gebrauchen, ich habe allerdings noch kein Bild damit erzeugen können, das ich mir im Nachhinein gerne in einen Rahmen gehängt hätte. Das Handling ist zudem für meinen Geschmack gewöhnungsbedürftiger als das einer simplen Digitalkamera.

DiCAPac Kamerahülle

Die günstigere Alternative zu eigens für die Kamera hergestellten Hardcase-Gehäusen, die mir einfach noch zu teuer sind. Die Funktionsweise ist aber die gleiche: In ein größentechnisch passendes Modell (ich habe für meine Sony Alpha 55 ein DiCAPac WP-S5 gekauft) wird die bereits vorhandene Spiegelreflex- oder Systemkamera hineingelegt und das Konstrukt luftdicht verschlossen. Die Hülle ist dabei flexibel und hat extra Fingertaschen beim Auslöser und dem Objektiv für einen optischen Zoom bzw. Verändern der Brennweite. Des Weiteren verfügt sie über einen abschraubbaren Hartplastik-“Deckel”, durch den man die Kamera – in ihren Body und Objektiv zerteilt – leichter hineinstecken kann. Wasserdicht ist sie bis zu 5m Tiefe.

Auch wenn durch die Hülle hindurch immer noch die Möglichkeit besteht, Einstellungen zu verändern, ist es erheblich frustfreier, alle nötigen Änderungen vorher vorzunehmen. Das Handling ist also nicht ganz so einfach, dafür kann man allerdings seine gewohnte Kamera auf schnelle und recht kostengünstige Weise unterwassertauglich machen. Hier liegt aber in meinen Augen auch der größte Nachteil: Anders als bei den beiden vorherigen Alternativen nimmt man hier seine meist sehr teure, nicht wassertaugliche Kamera mit unter Wasser, die bei einem Leck in der Hülle einen großen Schaden nehmen kann.

Unsere Herangehensweise war deshalb, zuerst die Hülle ohne empfindlichen Inhalt, nur mit einem Küchentuch unter Wasser zu halten. Dieses blieb trocken, also kam im nächsten Schritt die Kamera hinein, jedoch weiterhin mit einigen Küchentüchern darunter. Einerseits brauchte es in meinem Fall sowieso eine kleine Erhöhung für den Kamera Body, andererseits konnte so eventuelle eindringendes Wasser aufgefangen werden. Während dem Shooting selbst holten wir die Kamera etliche Male an die Oberfläche um zu checken, ob noch alles trocken war. Beim ersten Shooting habe ich mich noch nicht getraut, meine neue und erheblich teurere Kamera zu verwenden, das ist jedoch der Plan fürs nächste Mal. Guten Gewissens kann ich das aber auch nur tun, weil meine Kamera unter anderem für Wasserschäden versichert ist!

Fazit

Ich bin ein großer Fan der DiCAPac Hülle als günstige Einsteiger-Alternative zu teuren Gehäusen. Trotzdem ist es wichtig, vor jedem Einsatz die Dichte zu überprüfen und sehr vorsichtig damit umzugehen. Weil zumindest wir unter Wasser kaum auf den Bildschirm schauen konnten, entschieden wir uns für den Modus Serienaufnahme. Außerdem wurde durch das warme Wasser, die schnellen Bilder und die luftdichte Hülle die Kamera recht schnell heiß, ich glaube allerdings, das liegt an meinem Modell. Beim nächsten Shooting mit der hochwertigeren Kamera läuft es hoffentlich etwas besser! Außerdem wollen wir eventuell ein Gewicht an die Kamera hängen, damit diese nicht ständig mit viel Kraft zur Oberfläche zieht.

Das Set

Locationwahl

Die nächste große Frage, die sich stellt, ist die nach einem geeigneten Gewässer. Dabei hatte ich zwar einmal in einem Forum gelesen, dass Pools mitunter die schlechteste Wasserqualität für UW-Fotografie bieten, jedoch weder ein klarer (und eiskalter) Gebirgssee, noch das Meer oder ein öffentliches Schwimmbad, das ein Shooting erlauben würde, standen mir zur Verfügung. Der Pool im Garten war also die sinnvollste Option für uns.

Die Klarheit des Wassers ließ zwar in der Tat zu Wünschen übrig, aber das versuchen wir bis zum nächsten Shooting weiter zu optimieren. Die Konsequenz war lediglich, dass wir keine Full Body Shots machen konnten, ohne dass kaum mehr etwas vom Motiv zu sehen war. Dafür stand uns jedoch der Komfort unseres Gartens zur Verfügung: Wir störten keine anderen Badegäste, waren unter uns und ohne Regeln oder neugierige Blicke, das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und ich musste keinen weiten Weg in Kostüm und Make Up zurücklegen.

Pool als Set nutzen

Wie bei jedem klassischen Pool waren auch bei uns die Wände und der Boden blau, jedoch mit einer Folie ausgekleidet und nicht gefliest, was wenigstens für einen etwas ruhigeren Hintergrund sorgte. Nach einigen Fotos stellten wir jedoch fest, dass es für unseren Geschmack zu ruhig war! Deshalb drapierten wir nach Möglichkeit ein paar transparente Vorhänge und Tüll an der Poolwand entlang, für ein wenig mehr Tiefe und interessante Details. Gehalten hatte das Ganze leider nicht sonderlich gut.

Ein paar Accessoires helfen beim Posieren und sehen auf dem finalen Bild oft gut aus, müssen aber mit Bedacht gewählt werden. Nicht alles darf unter Wasser und vieles verhält sich im Wasser anders als an der Luft. Ich entschied mich für einen Strauß Kunstblumen und einige Perlenketten, die jedoch nicht so schön langsam umher schwebten wie erwartet.

Fazit

Der Pool im Garten eignet sich gut, bedarf aber einer vorherigen Wasserprüfung und ggf. Nachchloren. Ein Stoffhintergrund an der Poolwand sieht gut aus, braucht aber eine bessere Befestigung (Magnete, Klebeband o.ä.). Eine gute Auswahl an Accessoires hilft ungemein, um aus einem leeren Pool ein Set zu gestalten. Idealerweise bräuchte es noch ein paar weitere Set-Details für Tiefe und mehr Spannung. Mein Plan wäre, irgendwann Quallen oder Seegras aus Stoff zu basteln.

Der Rock und Vorhänge drapiert im Hintergrund, Accessoires waren die Perlenkette und ein Strauß Kunstblumen

Das Outfit

Meine Wahl

Die Wahl des Outfits erfolgt selbstverständlich für jede Person und jedes Bildkonzept nach anderen Kriterien. Ich wollte ein Outfit, das nicht zu viel Haus am Bauch zeigt und das genug leichten Stoff hat, um im Wasser herum zu schweben. Meine Wahl fiel auf einen hautfarbenen Body mit aufgeklebten Blüten, einen langen, wickelbaren Tüllrock, eine lange, lockige, platinblonde Perücke und ein Perlenhaarreif. Dazu gestaltete ich mein Make Up mit reichlich Glitzer und viel Fixierspray.

Andere Outfit-Ideen

Alternative Ideen, die ich hatte, und wieso ich sie im ersten UW-Shooting nicht umgesetzt habe:

  • Meerjungfrauenflosse: stark eingeschränkte Bewegung; viel nackte Haut am Bauch und die Gefahr, dass ich am Ende nicht mit den Fotos zufrieden bin; Hauptattraktion ist die Schwanzflosse, die sehr weit von meinem Gesicht entfernt ist; macht mich noch größer und entsprechend ein Posing, bei dem der ganze Körper drauf sein sollte, noch schwerer (und bei viel “Beugung” in der Körpermitte vermutlich unvorteilhafte Falten)
  • weißes Tüllkleid: komplett durchsichtig, hätte also etwas drunter gebraucht; vielleicht zu empfindlich; kommt halbtransparenter, weißer Stoff überhaupt zur Geltung?
  • Mera Bodysuit: durchaus für Wasser geeignet und auch Charakter, der im Meer lebt, aber komplett eng anliegend und bei Unsicherheiten zum eigenen Körper schwierig zum Posieren; gewünschte Pose wäre senkrecht (Pool nicht tief genug) und mit Dreizack (nicht fürs Wasser geeignet), Krone ebenfalls nicht wasserfest
  • dunkelgrünes Abendkleid: wenig fließender Stoff, Glitzer fällt vermutlich ab und verdreckt Pool, arg dunkel für einen sonst so hellen Pool

Fazit

Das Outfit war gut gewählt und sah unter Wasser schön aus, allerdings löste sich der Heißkleber der Blumen an der ein oder anderen Stelle. Das Outfit trocknete nach dem Shooting schnell in der Sonne und blieb (mit Ausnahme einiger weniger Blumen) unbeschädigt. Das Make Up bestand nicht aus wasserfester Schminke, was an sich unproblematisch war. Nur mein Wimpernkleber hielt nicht gut, sodass mir schon nach kurzer Zeit eine Wimper halb abfiel.

Was ich vorher nicht bedacht hatte: Künstliche Wimpern erhöhen den Widerstand im Wasser enorm! Blinzeln ist also viel anstrengender als an der Luft. Ein wenig verschmierte mein Augen-Make-Up am Ende doch, vermutlich durch häufiges Blinzeln wegen leicht gereizter Augen. Nächstes Mal vielleicht einfach ohne falsche Wimpern!

Hier habe ich den Rock als Umhang verwendet

Posing im Wasser

Abtauchen und unten bleiben

Wie nicht anders zu erwarten, war es gar nicht so leicht, unter Wasser zu posieren. Angefangen mit der Schwierigkeit, lange und tief genug unter Wasser zu bleiben. Zu Beginn des Shootings fiel es mir extrem schwer, überhaupt tief genug zu tauchen, und dann auch noch eine ästhetische Pose einzunehmen und zu halten.

Nach einer Weile hatte ich mich jedoch daran gewöhnt, vorher ein paar Mal tief zu atmen, dann mit nicht ganz gefüllter Lunge abzutauchen und zur Hilfe meine Füße in der Leiter zu verhaken oder mich an der Leiter herab zu ziehen. Ich glaube, hier ist Übung einfach die Hauptsache.

Das Luftblasen-Problem

Ein Problem war außerdem, dass ich immer Luft im Mund hatte und entsprechend ungewünschte Luftblasen vor meinem Gesicht schwebten. Dabei half mir der Trick, vor dem Abtauchen meine Zunge an den Gaumen zu pressen und diese dort zu lassen. Kein Foto zeigte das Innere meines Mundes und die Luftblasen blieben aus.

Posing mit Outfit

Haare und Stoff dazu zu bringen, genau so zu schweben, wie man es gerne hätte, war nicht so einfach wie gedacht. Gerade was diesen Aspekt angeht, ist definitiv Geduld gefragt. Möglichst lange unter Wasser bleiben zu können bedeutet mehr Zeit zum Ordnen von Stoff und Haaren. Außerdem ist auch hier der Wasserwiderstand eine kleine Hürde: Zu schnelles Abtauchen zieht ganz schön an der Perücke!

Ich hatte mir vorher einige Posen zurecht gelegt, die ich gerne umsetzen wollte. Inspiration hatte ich mir dabei von anderen Models und Fotograflingen geholt, deren Bilder ich toll fand. Manches davon ließ sich wegen des trüben Wassers und der deshalb erforderlichen Nähe der Kamera nicht so gut umsetzen, bei anderen scheiterte ich daran, dass mir Wasser in die Nase lief und ich das absolut nicht mag.

Wenigstens hatte ich durch mein Outfit eine große Varietät an Posen zur Verfügung, mit denen ich mich auch immer genug bedeckt und ästhetisch fand. Den Rock wickelte ich mir mal um die Hüfte, mal als Umhang um die Schultern oder ließ ihn ganz aus und im Hintergrund hängen.

Das Gesicht

Mimik und Gestik war nochmal ein anderes Problem. Während des Shootings selbst hatte ich das Gefühl, mein Gesicht gut unter Kontrolle zu haben. Auf vielen Bildern sehe ich jedoch im Nachhinein so aus, als wäre ich erschrocken oder verwundert, weil ich mit den Muskeln in meiner Stirn nachgeholfen habe, meine Augen aufzuhalten. Möglicherweise lag das an den falschen Wimpern, aber das muss ich mal ohne Wimpern gegenprüfen.

Fazit

Posing ist ungewohnt und gewöhnungsbedürftig, mit ein wenig Übung kommt man aber gut zurecht. Hilfreich wäre vielleicht ein auf dem Boden verankerter Griff zum Runterziehen, ein verstecktes Gewicht an meinem Körper oder andere Möglichkeiten, besser unten zu bleiben. Auch die Augen unter Wasser offen zu halten sollte ich vielleicht nochmal üben und etwas verbessern, sodass es nicht so anstrengend aussieht.

Eine der ausgefalleneren Posen

Die Bildbearbeitung

Nun war das Shooting geschafft und wir konnten durch die Bilder sehen. Diese waren erstmal eine kleine Ernüchterung, was Farben und Qualität anging, doch mit ein paar Schritten konnte ich sie zu einem Ergebnis bringen, mit dem ich sehr zufrieden war. Leider hatten wir mit der alten Kamera keine RAW-Aufnahmen gemacht, deshalb konnte ich nur die JPGs bearbeiten.

Meine Bearbeitungsschritte

Hier sind die Schritte, die ich dabei mit dem Programm Affinity Photo 2 ausgeführt habe:

  • Weißabgleich: mehr Gelb und Magenta
  • Helligkeit / Kontrast: Kontrast verstärken
  • Selektive Farbkorrektur
  • Umfärben: mit leicht rötlicher Farbe und Mischmodus “Ineinanderkopieren”
  • Objektivfilter: ebenfalls nochmal rötlich oder orange drüber
  • Filter: Dunst entfernen
  • Filter: Rauschen reduzieren
  • Filter: Klarheit
  • Unsauberheiten, Schwebepartikel, störende Bildelemente entfernen
  • Gradiationskurven bzw. Dodge & Burn

Probleme

Meine alte Kamera scheint leider einige Verunreinigungen auf dem Sensor zu haben, die durch den erhöhten Kontrast erst auf allen Bildern deutlich sichtbar wurden. Der Kontrast sorgte außerdem dafür, dass die Poolwand nun eine sichtbare Struktur der Metallkonstruktion zeigte.

Schwer tat ich mir bei Fotos, bei denen mir helle Lichtstreifen aufs Gesicht schienen, weil die Wasseroberfläche unruhig war. Generell nahm die Bearbeitung dieser Fotos mehr Zeit in Anspruch als bei anderen Shootings, aber der Vorher-Nachher-Vergleich war dafür umso zufriedenstellender.

Fazit zum ganzen Shooting

Es hat super viel Spaß gemacht, war herausfordernd, anstrengend und tolle Ergebnisse hervorgebracht. Für die Zukunft sehe ich zwar großes Potenzial für Verbesserungen, aber eben auch für viele weitere Konzepte, Outfits und ganz andere Looks durch andersartige Outfits oder einen dunklen Hintergrund. Ich glaube, für ein Mermaid-Shooting ist der Gartenpool einfach nicht sonderlich gut geeignet, vor allem, weil es mit einem Planschbecken-Set so tolle Optionen gibt.

Für den Moment sehe ich keinen Bedarf, mein Equipment weiter zu verbessern, auch wenn ein richtiges Gehäuse für die Kamera schon toll wäre, doch für die paar wenigen Gelegenheiten lohnt es sich einfach nicht. Auf jeden Fall möchte ich in Zukunft mit anderen Farben, anderen Lichtverhältnissen und der besseren Kamera experimentieren.

Für Tipps bin ich natürlich weiterhin sehr dankbar, hoffe aber auch, ich konnte vielleicht aufzeigen, dass man solche zunächst einschüchternden Shootings auch einfach mal ausprobieren kann!

~Alina